UHRBLÄTTER

Uhrblätter der Wilhelmsburger Steingut-Fabrik
1900 bis 1955

Rede zur Buchpräsentation

Eine von DI Paul C. Lester, Sohn des früheren Firmeninhabers Dr. Conrad H. Lester, vorbereitete Rede anlässlich der Buchvorstellung "Uhrblätter der Wilhelmsburger Steingut-Fabrik, von 1900 bis 1955" am 12. Dezember 2013 in Wien, wurde stellvertretend verlesen, da DI Lester auf Grund eines wetterbedingten Flugverbotes am Flughafen Heathrow, nicht rechtzeitig anreisen konnte.

Das Manuskript seines Vortrages stellte er freundlicherweise zur Verfügung, und mit seinem Einverständnis wird der mit Anmerkungen versehene Text hier wiedergegeben.

Sehr geehrte Damen und Herren!
Es ist mir ein Bedürfnis, heute mein Lob und meine Anerkennung an Herrn Edenhofer auszusprechen. Schon bei unserer ersten Begegnung erkannte ich, mit welcher Begeisterung und auch mit welchem Ehrgeiz er den Themenkreis Wilhelmsburger Steingut-Fabrik, Rudolf Ditmar in Znaim und ÖSPAG1 anging. Ich empfand es als rührend, dass jemand sich so intensiv mit meiner Familienchronik befasst.

Als mein Vater in Wilhelmsburg zu arbeiten anfing, hat mein Großvater ihn mit einem Koffer voller Uhrblätter in den Schwarzwald2 geschickt, um dort den Verkauf anzukurbeln. Ob er dabei erfolgreich war, hat er mir nie erzählt. Es war dies aber nur eine von vielen Aufgaben, die mein Vater in seinem Leben erfüllt hat. Eine andere Aufgabe, der mein Vater mit Leidenschaft nachging, war das Verbreiten von Wissen, also das Unterrichten3. Er hätte sich sicherlich gefreut, das wachsende Interesse an der Geschichte der ÖSPAG zu erleben.

Mit seinem Verständnis über die Weitergabe von Wissen hätte es ihm aber missfallen, wenn heute der Vorstand des Vereines Wilhelmsburger Geschirr-Museum, das Recht für sich beansprucht, alleiniger Hüter von doch sehr öffentlichem Wissen oder noch besser gesagt, öffentlichem Kulturgut zu sein. So wurde mit Hilfe eines an verschiedene öffentliche Institutionen gerichteten Briefes versucht, die Verbreitung von Informationen über das Wirken der Wilhelmsburger Fabrik zu verhindern. Sogar die "ethischen Richtlinien für Museen" wurden bemüht, um zu begründen, dass nur das Wilhelmsburger Geschirr-Museum das Recht habe, "Lilien-Porzellan" auszustellen.

Das wäre so, als ob das Picasso Museum in Paris das einzige Museum weltweit sein darf, das Picasso's ausstellen, oder das Monet Museum in Giverny als einziges Monets ausstellen kann. Diese Einstellung ist mehr als fragwürdig und daher unvertretbar.

Abschließend möchte ich versichern, dass meine Familie und ich jeden mit Informationen über die Familie Lichtenstern-Lester und deren Tätigkeiten in Österreich, Tschechien und der Schweiz unterstützen werden. Es gibt hier eben nicht nur Platz für ein Museum.

Ich wünsche dem Buchautor, Herrn Rene Edenhofer, noch viele und erfolgreiche Projektumsetzungen.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!


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1: Im Lauf der Zeit kam es zu einigen Änderungen im Firmenwortlaut. Von 1960 bis 2003 lautete der Firmenname "Österreichische Sanitär-, Keramik- und Porzellanindustrie Aktiengesellschaft", kurz "ÖSPAG". Die ÖSPAG war auch der Erzeuger von "Lilien-Porzellan" und der pastellfarbenen Form "Daisy".

2:Der Schwarzwald ist eine Region im Südwesten Deutschlands, wo einst ein Großteil der deutschen Uhrenindustrie beheimatet war.

3:Dr. Lester war für eine gewisse Zeit auch Professor an der "Loyola University of Los Angeles" und Präsident des Wiener Goethe-Vereines. In Wilhelmsburg unterrichte er 1960 auch Lehrlinge in Deutscher Grammatik.