UHRBLÄTTER

Uhrblätter der Wilhelmsburger Steingut-Fabrik
1900 bis 1955

Geschichte der Uhrblatt-Produktion in der Wilhelmsburger Steingut-Fabrik

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden Küchenuhren für eine breitere Bevölkerungsschicht erschwinglich. Neben der Verwendung von anderen Materialien, wurden auch Steingut-Teller - mit Zifferblatt auf der Vorder- und Uhrwerk auf der Rückseite - als Küchenuhren verkauft.

Im niederösterreichischen Wilhelmsburg wurden die aus Tellern der laufenden Geschirr-Produktion gestalteten Uhrblätter bald mit einer eigenständigen Uhrblatt-Produktion ergänzt und die "Wilhelmsburger Steingut-Fabrik" wurde zum größten Uhrblatt-Produzenten der "Österreichisch-Ungarischen Monarchie". Bodenständige und Jugendstil-Dekore, Modeströmungen der "Wiener Werkstätte" und sogenannte "Delfter"-Dekore erfreuten sich über viele Jahre ungebrochener Beliebtheit.

Wer aber waren die Abnehmer der Wilhelmsburger-Uhrblätter?

Zollschranken, eingeführt gegen Ende des 19. Jahrhunderts, ließen deutsche Uhrenfabriken wie Kienzle, Mauthe, Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik, Junghans und Gustav Becker, Niederlassungen und Montagebetriebe auf dem Gebiet der Österreichisch-Ungarischen Monarchie errichten. Wie auch die damalige heimische Uhrenindustrie (Andres & Dworsky, Mühlhauser), begannen auch sie nach 1900 ihre Uhrblätter für Küchenuhren von der "Wilhelmsburger Steingut Fabrik" zu beziehen.

Ab etwa Mitte der 1920er-Jahre begann eine für Wilhelmsburger-Uhrblätter erfolgreiche Zeit. Über das weltweite Vertriebsnetz der Uhrenfabriken, hielten Küchenuhren mit Wilhelmsburger Uhrblättern Einzug auch in französischen, englischen und amerikanischen Wohnungen. In den 1930er-Jahren kamen "Art Deko"-Dekore auf den Markt, ergänzt von Formen- und Dekorvarianten, zu den damals beliebten "Rundbau-Möbel" passend.

Im Zweiten Weltkrieg ruhte die Uhrblatt-Produktion. Einige Zeit nach Kriegsende begann man wieder zu produzieren, konnte aber aus verschiedenen Gründen nicht mehr an die Erfolge der Vorkriegszeit anschließen. 1955 endete die Uhrblatt-Erzeugung. Der Lagerwaren-Abverkauf dauerte bis Anfang der 1960er-Jahre.

Bestellung -->

  • Uhrenfabriken in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
  • Küchenuhr auf flachem Teller Dekor Meissner blau, erzeugt um 1900
  • Werbeaufsteller der Uhrenfabrik Pollmann in Karlstein, Niederösterreich, 1950er-Jahre
  • Küchenuhr im Stil der Wiener Werkstätte. Für Junghans, erzeugt um 1928
  • Reklamemarke der HAU - Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik
  • Küchenuhr der HAU (Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik), Dekor Delft, erzeugt um 1928
  • Werbung, J. Kienzle Uhrenfabrik Komotau, 1930
  • Küchenuhr für Junghans, erzeugt um 1949 mit Uhrblatt der Wilhelmsburger Steingut-Fabrik
  • Eintrag im Lehmann-Adressbuch 1921 - Uhrenfabrik Gebrüder Junghans G.m.b.H. in Wien
 

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